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2.1.2. Zum Begriff "Erklärung"

Da der Begriff 'Erklärung' von zentraler Bedeutung für diese Arbeit ist, erfolgt nun eine Klärung des oft umgangssprachlich gebrauchten Begriffs.

Eine differenzierte Betrachtung des Begriffs Erklärung nimmt STEGEMUELLER vor:27

  1. Erklärung von Tatsachen, Behauptungen, Ereignissen und Prozessen
  2. Erklärungen des Funktionierens eines komplexen Gebildes
  3. Erklärung als Handlungsanweisungen
  4. Erklärung von Begriffen
  5. Erklärung als durch die offizielle Funktion des Sprechers gestützte Festlegung oder Feststellung.

Diese schon sehr detaillierte Darstellung kann noch erweitert werden durch die Kategorie 'Negative Erklärungen'. Negative Erklärungen, auch 'WARUM-NICHT-Erklärungen' genannt, sind eng verwandt mit Erklärungen von Tatsachen und Ereignissen entsprechend der Unterscheidung von STEGEMUELLER, gehören aber genau genommen zu keiner dieser Kategorien.28

Erklärungen von Handlungen oder Anweisungen werden häufig auch als Rechtfertigung bezeichnet.

Grundsätzlich läßt sich ohne Betrachtung der unterschiedlichen Ausprägungen von Erklärungen sagen, daß Erklärungen die Aufgabe haben, Wissenslücken beim Erklärungsempfänger auf­zufüllen.29

Aus dieser Aufgabe ergibt sich, daß Wissen die Grundlage jeder Erklärung darstellt.30

In wissensbasierten Systemen erfüllen Erklärungen vier Funktionen:

  1. Sie unterstützen den Knowledge Engineer bei der Fehlersuche.
  2. Sie  überzeugen  den  Benutzer,  daß die Schlußfolgerungen des Systems   logisch    sind   und   erhöhen   dadurch   die   Benutzer­akzeptanz.
  3. Sie  können  den  Benutzer  überzeugen,   daß die Lösung richtig ist.
  4. Sie können den Benutzer in Bereichen ausbilden, in denen sein Wissen gering ist.31

 


24       Vgl. STAHLKNECHT, P.: Einführung in die Wirtschaftsinformatik, a.a.O., S. 372.

25       Die Erklärungsfähigkeit von konventionellen Programmen beschränkt sich meist auf die Ausgabe von Hilfetexten.

26       Vgl. GÖTTE, U.: Betriebswirtschaftliche Expertensysteme: Wunsch und Wirklichkeit, Betriebswirtschaftliche Schriftenreihe, Band 61, Münster/Hamburg 1990, S. 13.
Vgl. auch THUY, N.H.C.; SCHNUPP, P.: Wissensverarbeitung und Expertensysteme, a.a.O., S. 220.
Vgl. auch SAVORY, S.E.: Grundlagen von Expertensystemen: Ein Lehrbuch der Nixdorf Computer AG, München/Wien 1988, S. 128.

27        Vgl. STEGEMUELLER, W.: Probleme und Resultate der Wirtschaftstheorie und Analytischen Philosophie, Band 1: Erklärung und Begründung, 2. Auflage, Berlin/Heidelberg/New York 1983, S. 11 Off.

28       Vgl. LADWIG, B.; MELLIS, W.: Negative Erklärungen in einem EMYCIN-artigen Expertensystem- Shell, in: BALZERT, H.; HEYER, G.; LUTZE, R. (HRSG.): Expertensysteme'87: Konzepte und Werkzeuge, Tutorials Tagung 1/1987 das German Capters of the ACM, 7./8.4.1987, Nürnberg, Reihe Berichte des Germen Capter of the ACM, Band 28, Stuttgart 1987, S. 150 (150-168).

29       Vgl. BERRY, D.C.; BROADBENT, D.E.: Expert Systems and the Man-Machine Interface, a.a.O., S. 22.

30       Vgi. HUBER, K.-P.: Erklärungskomponente für das Expertensystem XUMA unter Berücksichtigung verschiedener Benutzerklassen, a.a.O., S. 31.

31        Vgl. WALLIS, J.W.; SHORTLIFFE, E.H.: Explanatory Power for Medical Expert Systems, a.a.O., S. 127.